Übersicht
S10 Anwendungen bestehen aus der Benutzeroberfläche, den  "Views" in Form von HTML-Dateien,  und der Anwendungslogik, implementiert als ABAP-Klassen. Die Views sind für den produktiven Betrieb im SAP-MIME-Repository gespeichert und müssen normalerweise für Änderungen von dort geladen, geändert und anschließend wieder übertragen werden. Das ist während der Entwicklung ziemlich unpraktisch, da man Änderungen der Benutzeroberfläche gerne sofort testen möchte.

Sie können sich auf Ihrem PC eine lokale Entwicklungsumgebung einrichten, mit der alle HTML-Dateien direkt aus einem lokalen Verzeichnis auf Ihrem PC statt aus dem MIME-Repository gelesen werden. Damit ist nach einem "Sichern" in Ihrem lokalen HTML Editor ein sofortiger Test möglich.

Implementierung
Damit S10 Anwendungen lokal ausgeführt werden können, müssen diese über einen Webserver bereitgestellt werden. Wir verwenden im Folgenden den Microsoft IIS (Internet Information Server), da dieser in allen Windowsversionen enthalten ist und kostenlos genutzt werden kann.

In der Standardinstallation des IIS sind noch nicht alle Funktionen enthalten, die wir benötigen; es muss zusätzlich noch das "Microsoft Application Request Routing"-Paket installiert werden. Dieses ermöglicht es, manche Anfragen an eine externe Stelle weiterzuleiten (URL Rewrite), in unserem Fall an den S10 Service des SAP Systems, der die ABAP-Methoden ausführt.

Folgende Schritte sind für die Einrichtung einer lokalen S10 Anwendung notwendig:
  1. Aktivieren Sie auf Ihrem PC den IIS in den Windows Features



  2. Installieren Sie für den IIS das Microsoft URL Rewrite Paket sowie das Microsoft Application Request Routing. Sie können das nacheinander tun über folgende Links:

    URL Rewrite : The Official Microsoft IIS Site 

    Application Request Routing : The Official Microsoft IIS Site

    Oder Sie nutzen den auf der "Applicatiion Request Routing" Seite ganz unten angegebenen Microsoft Web Platform Installer link um beide Komponenten gemeinsam zu installieren. 

  3. Aktivieren Sie im IIS, Application Request Routing, "Enable proxy", damit Anfragen vom IIS weitergeleitet werden können:







  4. Legen Sie auf Ihrem PC ein beliebiges neues Verzeichnis an, das die HTML-Dateien Ihrer S10 Projekte enthalten wird, zum Beispiel F:\s10.

  5. Fügen Sie im IIS eine Anwendung "S10" mit diesem Verzeichnis hinzu:




  6. Es ist empfehlenswert, in Ihrem lokalen Verzeichnis jeweils ein Unterverzeichnis einzurichten pro SAP-System, in dem Sie entwickeln wollen, beispielsweise in den zwei Systemen "DEV" und "T01". Die Namen der Unterverzeichnisse sind beliebig, es ist aber naheliegend, hier die SAP Systemnamen zu wählen:



  7. In jedes Unterverzeichnis legen Sie nun eine Datei "web.config"



    mit folgendem Inhalt:

    <?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
    <configuration>
        <system.webServer>
            <rewrite>
                <rules>
                    <rule name="S10 Service">
                        <match url="^S10$|^S10\(.*" />
                        <action type="Rewrite" 
                           url="http://mysapdev.com:50000/{R:0}"/>
                    </rule>
                </rules>
            </rewrite>
        </system.webServer>
    </configuration>
    


    Ersetzen Sie hierbei "mysapdev.com:50000" durch die HTTP-Adresse und falls erforderlich den HTTP-Port Ihres SAP-Systems. Sie können auch HTTPS verwenden.

    Hierdurch werden alle S10-Requests an das angegebene SAP System weitergeleitet.

    Statt durch Kopieren der "web.config"-Datei können Sie die Rewrite-Regel auch im IIS Manager bei dem jeweiligen Unterverzeichnis über "URL Rewrite" als Regel pflegen:







  8. Anschließend können Sie nun im SAP-System mit Transaktion /s10/util eine Testanwendung in Ihr Verzeichnis generieren lassen und lokal ausführen.

    Zum Testen verwenden Sie die URL localhost/s10/dev/XXX, wobei XXX das Verzeichnis der jeweiligen Anwendung ist.

    Tipp:
    Öffnen Sie am besten während der Entwicklung den F12-Entwicklermodus im Browser und deaktivieren Sie den Cache. Sie können in Chrome verschiedene Ausgabegeräte simulieren:






Komponente S10 Framework